Diesmal geht es u.a. um:
Fahrt von Levin nach Hamilton
Nachricht vom Medical Council
Start in der neuen Praxis
Ausflug nach Tauranga und Coromandel
03.07.10 Bahn- (und Bus-) fahrt von Levin nach Hamilton
Für die Fahrt nach Hamilton habe ich mir, wie ich finde, die bequemste Art zu reisen ausgesucht. Der Zug von Tranz Scenic (www.tranzscenic.co.nz) hält pünktlich um 9.00 Uhr in Levin. An diesem Morgen sind nicht viele Reisende auf dem Bahnsteig versammelt. Nur fünf andere Leute steigen mit mir zusammen in den Zug ein, der in Richtung Auckland fährt. Es ist auch der einzige Zug, der heute überhaupt fährt. Bahn fahren scheint nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Neuseeländer zu gehören.
Bis Palmerston North fahre ich durch bekanntes Gebiet. Ich bin oft genug die Strecke mit dem Auto gefahren, aber jetzt brauche ich nicht selber zu lenken und kann endlich die schöne Landschaft genießen, ohne auf die Straße achten zu müssen.
In Palmerston North gibt es eine Durchsage, die meine Begeisterung für’s Bahn fahren etwas dämpft:
Auf der Strecke vor uns ist ein Zug entgleist. Alle Passagiere werden mit Bussen zum übernächsten Bahnhof transportiert. Dort geht es mit dem Zug weiter.
Na das klingt ja nach einer längeren Verzögerung. Das Zugpersonal bleibt gelassen und kümmert sich um unser Gepäck, welches im Gepäckabteil untergebracht ist. Kurze Zeit später stehen vier bequeme Reisebusse am Bahnsteig, die uns zusammen mit dem Gepäck aufnehmen. Wir fahren entlang der Bahnstrecke ca. drei Stunden zu dem angekündigten Bahnsteig, wo schon der Zug auf uns wartet. Kurze Zeit später geht es weiter in Richtung Hamilton.
Die Landschaft ist wirklich atemberaubend. Stundenlang fahren wir durch weite, menschenleere Gebiete. Über Lautsprecher wird erklärt, welche Berge, Flüsse oder andere Sehenswürdigkeiten demnächst auftauchen. Man kann auch, wenn man möchte, auf die Aussichtsplattform gehen. Draußen ist es aber so erbärmlich kalt, dass ich es vorziehe, schön im Warmen sitzen zu bleiben und die Landschaft an mir vorbeiziehen zu lassen.
Als wir in Richtung Hamilton kommen, wird es schon dunkel und Nebel zieht auf, so wie mir angekündigt wurde.
Gegen 18.00 Uhr erreichen wir unser Ziel, etwa eine Stunde später als geplant. Mit dem Taxi fahre ich zum gebuchten Hotel.
Am nächsten Morgen hole ich meinen Mietwagen ab, den ich für die nächsten 14 Tage gestellt bekomme. Ein kleiner roter Mazda-Flitzer, der mir die nächste Zeit gute Dienste leisten wird.
04.07.10 Fahrt nach Putaruru
Die Fahrt von Hamilton nach Putaruru führt duch ein sehr ländliches Gebiet. Nach etwa einer Stunde treffe ich bei der Praxis ein, wo ich schon erwartet werde.
Trisch, die Praxismanagerin, begrüßt mich und zeigt mir die Praxisräume, in denen ich am Montag anfangen werde, so bald das OK vom Medical Council vorliegt.
Anschließend bringt sie mich zu meiner Unterkunft und stellt mich meiner Vermieterin Hilary vor. Ich wohne in einem Steinhaus (ungewöhnlich in einem Erdbebengebiet) und habe eine riesige Wohnung mit Terrasse zur Verfügung. Ich kann es kaum glauben, so schön untergebracht zu sein. Na, dafür hat sich die lange Anreise doch schon gelohnt.
05.07.10 Start in der neuen Praxis
Alle Praxismitarbeiter heißen mich herzlich willkommen. Ich werde ausgesprochen freundlich aufgenommen. Jeder ist hilfsbereit, mir den Einstieg in die Arbeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich merke sofort, die Praxis ist darauf eingestellt, neue Locums, so heißen die Vertretungsärzte hier, in die Arbeit mit dem Computersystem sowie die vielen Formulare einzuarbeiten.
Ich lerne den Kollegen kennen, der mich in nächster Zeit als Supervisor begleiten und unterstützen wird. Auch von ihm erfahre ich eine ausgesprochen freundliche Offenheit. Mit jeder Frage kann ich mich jederzeit an ihn wenden.
Dann, im Laufe des Vormittags, kommt endlich die Nachricht vom Medical Council:
„Dear Dr Pangritz,
I am pleased to inform you that your registration with MCNZ has been granted.“
Meine Registrierung ist genehmigt, ich darf als Hausarzt anfangen zu arbeiten!!!
Endlich geschafft. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Ich kann meinen Rückflug, der für den 11.07. gebucht war, umbuchen und werde das nächste Jahr hier arbeiten können. Das ist ein Grund zum Feiern. Doch dazu komme ich erst mal nicht, denn nachmittags sehe ich meine ersten Patienten...
Mein Eindruck in den ersten Tagen hier ist, dass die Patientenanliegen eigentlich die gleichen sind, wie in Deutschland. Ich sehe vom kleinen Kind bis zum alten Menschen alle Altersgruppen mit jeder Art von Anliegen, akute und chronische, leichte wie auch komplexe Gesundheitsprobleme. Auch hier gibt es viele Formulare, leider. Aber die (meisten) Leute sind sehr nett und ohne Bürokratie geht es wohl heute wirklich nicht mehr.
Dafür habe ich sehr angenehme Arbeitszeiten, von 8.30 bis 12.30 und 14.00 bis 17.00 Uhr, dann ist Feierabend, wovon ich in Deutschland nur träumen konnte. Keine Nacht- und Wochenenddienste. Der Bereitschaftsdienst ist hier sehr gut organisiert, so dass niemand unversorgt ist. Mittwochs habe ich von 17.00 bis 20.00 Uhr Notdienst. Danach übernimmt eine zentrale Notdienststelle die Versorgung.
07.07.10 Morgens Dienst in der Zweigpraxis, Nachmittags „On Call“ Bereitschaftsdienst
Im Nachbarort, in Tirau, gibt es eine Zweigpraxis, in der ich die nächsten Vormittage Dienst haben werde. Das Computersystem ist mit der Hauptpraxis verbunden, so dass ich auf alle Patientendaten zugreifen kann. Am Nachmittag arbeite ich wieder in der Hauptpraxis in Putaruru.
Die Praxis versorgt ca. 7.500 Patienten und ist hier die einzige Anlaufstelle für Gesundheitsprobleme aller Art, d.h. auch akute Notfälle werden hier versorgt. Man hat immer die Möglichkeit, Akutpatienten mit dem Krankenwagen in das nächstgelegene Krankenhaus bringen zu lassen.
Der Notdienst verläuft zum Glück ruhig. Es kommen nur drei Patienten mit einfachen Gesundheitsproblemen. Trotzdem bin ich froh, um 20.00 Uhr die Rufumleitung des Diensthandy einschalten zu können, man weis ja nie, was für ein Notfall eintreffen könnte...
Die nächsten Tage vergehen mal wieder wie im Fluge. Ich arbeite mich langsam in die Tagesroutine ein, die Formulare werden mir langsam vertrauter, ich muss nicht mehr ganz so häufig nachfragen, wenn ein neues Problem gelöst werden soll. Schnell ist der Freitag da und damit ein freies Wochenende mit super Sonnenschein. Da möchte ich doch die Gelegenheit für einen kleinen Ausflug nutzen.
09.07.10 Besuch in Tauranga
Morgens fahre ich von Putaruru in Richtung Tauranga los, ca. eine Stunde Fahrtzeit liegt vor mir. Es ist noch sooo kalt draußen, dass der Morgentau stellenweise gefroren ist. Die Kühe, die ich auf den Feldern sehe, dampfen jedenfalls ganz schön.
Der Weg nach Tauranga führt über die Bergkette, die auf dem nächsten Bild am Horizont zu sehen ist
Und die Straßen ziehen sich endlos so dahin, kaum Autos unterwegs. Man darf ja "nur" höchstens 100 km/h fahren, was bei den vielen Kurven schon das maximal Mögliche ist. An die gemütliche Fahrweise habe ich mich schnell gewöhnt.
Das gibt es auch nur in Neuseeland, dass Fahrradfahrer auf der Autobahn unterwegs sind. In Wellington hatte ich das Gleiche schon mal gesehen. Da dachte ich noch, die hätten sich verirrt, aber das scheint normal hier zu sein.
Der kleine Berg im Hintergrund ist mein Ziel, welches ich eigentlich nur durch Zufall gefunden habe. Ich wusste nicht, was es hier Besonderes zu sehen gibt, habe also TomTom nur eingegeben, in welche Stadt ich fahren will und bin dann vor Ort nach Hinweisschildern weitergefahren.
Irgendwann stand da etwas von Mt. Maunganui, das musste ich mehr als zweimal lesen um es aussprechen zu können.
Erst mal ging es durch ein ziemlich hässliches Industriegebiet, so das ich schon dachte, ich sei verkehrt hier, aber plötzlich sah ich ein Schild Richtung „Beach“ und dachte mir, da will ich hin. Das rote Auto ist übrigens mein Leihwagen.
Na, ist d a s nicht ein Strand? :-))
Mit dem Wetter habe ich jedenfalls großes Glück, die ganze Woche war es schon so schön und auch für die nächste Zeit ist Sonnenschein angekündigt.
Die erst halbe Stunde habe ich erst mal nur am Strand gestanden, geguckt und unendlich viele Fotos gemacht.
Auf den Berg bin ich anschließend raufgekraxelt. Ich wusste zwar überhaupt nicht, wie ich dort hochkommen sollte, hab dann einfach im Ort jemanden gefragt, welches der beste Weg rauf ist. Der älterer Herr, den ich ansprach, fragte mich erst mal ob ich überhaupt fit genug sei, und erzählte mir dann ganz ausführlich, wie ich gehen und welche Abzweigung ich nehmen sollte, um den besten Ausblick zu haben. Die sind hier alle total entspannt und nett :-)
Da bin ich noch nicht auf dem Berg, sondern sitze ganz entspannt auf einem der Felsen und genieße den Ausblick...
Jetzt bin ich aber auf dem Weg nach oben. Haben die Schafe nicht eine tolle Aussicht um sich herum?
Die Bank konnte ich gut gebrauchen. Ist doch ganz schön anstrengend, die ganze Zeit bergauf zu gehen.
Der Strand auf der anderen Seite war völlig menschenleer. Die Küste ist hier doch so weitläufig, dass auf weiten Strecken das Gelände völlig unbebaut ist (zum Glück).
Auf diesen Serpentinenwegen ging es immer weiter hoch, puh...
Ich war aber nicht der Einzige, der gestöhnt hat.
Da freut sich aber einer, dass er endlich oben auf dem Berg steht und diese schöne Aussicht genießen kann :-)
Aber man muss ja auch wieder runter, das geht in die Knie...
Stufen und noch mehr Stufen, und schöne Bäume, da muss ich doch noch ein paar Fotos machen...
Endlich wieder unten. Hinterher ist alles gar nicht so schlimm (bis auf die Waden und Knie), aber was macht man nicht alles für einen schönen Ausblick.
10.07.10 Coromandel
Sonntag früh, also heute, hab ich mir den Wecker auf 7.00 Uhr gestellt, weil ich etwa 2,5 Stunden reine Fahrtzeit nach Coromandel (Stadt) vor mir habe.
Die erste Stunde geht es ziemlich gerade über Landstraßen, aber sobald man auf der gleichnamigen Halbinsel ist, gibt es eigentlich nur eine Küstenstraße, die sich schlängelnder Weise um die ganze Halbinsel zieht. Das ist echte Knochenarbeit, ständig eine Kurve nach der anderen.
Bin ca. um 8.15 Uhr losgefahren und abends erst gegen 18.00 Uhr wieder zurück in Putaruru gewesen. Reine Fahrtzeit waren ca. sieben Stunden, mit ganz vielen Pausen, weil ich an jeder nur möglichen Ecke angehalten habe. So schön war es überall.
Das Angebot an Haltemöglichkeiten, für einen Blick auf die wunderschöne Landschaft entlang der Straßen, ist in Neuseeland nicht so üppig. Eigentlich müsste nach jedem Kilometer ein Aussichtspunkt eingerichtet werden, was natürlich nicht geht.
Wenn mal ein Rastplatz angelegt ist, dann garantiert an der uninteressantesten Stelle, die man sich vorstellen kann. Und zu sehen gibt es dort meistens auch nix. Aber, es gibt viele Haltebuchten. Wahrscheinlich als Nothalt gedacht oder um andere Fahrzeuge vorbeizulassen. Eine dieser Haltebuchten habe ich dann immer angesteuert, häufig auch einfach nur am Straßenrand gehalten.
Auch heute wieder gefrorener Tau auf den Wiesen...
Und so eine schöne Aussicht
Da ist endlich wieder das Meer. Es gibt viele Strände/Buchten, die so steinig sind wie hier.
Auf der anderen Seite der Halbinsel sind die schöneren Sandstrände gelegen. Und alles ist völlig menschenleer!
Ab hier geht es nur noch in Schlangenkurven weiter, teilweise mit verengten Fahrbahnen, teilweise mit "one way bridge" über kleine Bachläufe, d.h die Fahrbahn ist auf eine Spur verengt, so dass nur ein Fahrzeug die Brücke passieren kann, während das entgegenkommende Fahrzeug warten muss.
Irgendwann denkt man, gleich hört die Straße auf. Aber nix da, es geht immer kurvig und munter weiter. Und an jeder Ecke knipse ich natürlich ein Foto:-)
Manchmal denke ich, diese hutzeligen Bäume, die teilweise bedrohlich über die Straße ragen und so aussehen, als wenn sie gleich runterkommen, die können doch gar keinen Halt mehr in dem ausgewaschenen Gestein haben.
An einigen Stellen sieht man auch, dass Geröllmassen vom letzten Erdrutsch gerade weggeräumt worden sind. Bloß gut, dass heute kein Schietwetter ist, so mit Regen und Sturm. Dann hätte ich nicht so recht Lust, hier lang zu fahren.
Sooo sehen Kurven aus...
Und das ist der Blick in die Umgebung unter mir. Da haben ganz viele Kühe und Schafe noch ganz viel Platz.
An den ausgetretenen Berghängen sieht man, dass hier schon viele Schafe gegrast haben.
Ist jetzt zu verstehen, warum ich an jeder Ecke angehalten habe?
Das, was im nächsten und übernächsten Bild so kuddelmuddelig aussieht ist der natürliche Wald.
Ein bisschen was davon haben die Farmer übrig gelassen, wahrscheinlich dort, wo sie mit ihren Schafen und Kühen nicht hin kamen.
Wie man hier wohnen kann, ist mir allerdings ein Rätsel. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste wegen jedem Einkauf diese ganze Küstenstraße entlang fahren, da würde ich mir aber ganz genau überlegen, was auf der Einkaufsliste steht.
Oder mal eben nach Auckland fahren, geht auch nicht so ohne weiteres.
Aber gefühlte Entfernungen sind hier sowieso etwas anderes.
Ich glaube, die Leute richten sich einfach drauf ein und fahren wahrscheinlich nur dann los, wenn der Einkaufszettel voll ist :-)
Blick auf einen der Nationalparks. Das man sich darin verlaufen kann, glaube ich, ohne es je erfahren zu wollen.
Da steige ich doch lieber wieder in mein kleines spritziges rotes Auto ein und kurv die Straße entlang...
Ich glaube, die Vögel sind ganz froh, dass ich nicht näher zu ihnen herüberkommen kann.
Sie sonnen sich und halten die ganze Zeit die Flügel auseinander.
Die Natur holt sich alles zurück bzw. macht sich auch auf dem steinigsten Untergrund breit.
Wie da etwas wachsen kann, ist mir ein Rätsel ...
Die fand ich so schön, dass ich wenigstens ein Foto davon gemacht habe, wenn ich sie schon nicht mitnehme (sonst hätte ich noch mehr Übergewicht auf der Rückreise)
Da muss ich dann doch noch mal anhalten und gucken, was für ein Weg ausgeschildert ist.
Jetzt weis ich auch endlich, wie Kauribäume aussehen. Hatte die ganze Zeit gerätselt, aber da stehen die Beiden.
Es war ein Weg von ca. 20 Minuten ausgeschildert....
Als ich dann aber nach wenigen (vielleicht 50) Metern sah, wie „toll“ die Ausschilderung tatsächlich war, nämlich ab und zu mal ein kleines rotes Dreieck an einem Baum, ansonsten aber nur ein etwas ausgetretener Pfad, habe ich es doch vorgezogen, wieder umzukehren.
Kam mir ein bisschen vor wie im Dschungel von Malaysia. Nee, das muss ich heute nicht haben, mich im Urwald zu verirren :-)
Sollen sich doch andere verlaufen, ich fahr lieber mal schön nach Hause. Sind ja auch nur noch 130 km vor mir...
Ist das ein dicker Stamm?
Gegen 18.00 Uhr bin ich im Dunkeln zuhause angekommen. Für heute habe ich erst mal genug vom Autofahren.
Zum Schluss noch ein Bild von meiner täglichen Mittagspause.
So lässt es sich aushalten...