Sonntag, 26. Juni 2011

Wanderung auf dem Milford Track



Diesmal geht es u.a. um:
Informationsaustausch zwischen Kollegen
Urlaub in Deutschland
Queenstown
Die Fünf-Tage-Wanderung beginnt




 
Bei meiner Arbeit als Hausarzt in Neuseeland tauchen immer wieder Fragen auf und ich stelle Vergleiche an, mit meinen bisherigen Erfahrungen in Deutschland, wie z.B.: 

Wie schafft es dieses Land mit „nur“ ca. 4 Millionen Einwohnern, die hausärztliche Versorgung sicherzustellen?
Wie wird hier mit dem Hausärztemangel umgegangen?
Wie werden die vorhandenen Ressourcen genutzt?

Ein wesentlicher Faktor, der zur Linderung des Hausarztmangels beiträgt, ist sicherlich der relativ hohe Anteil an ausländischen Ärzten (ca. 30%). Würden nicht so viele neuseeländische Medizinstudenten nach dem Studium ihr Land verlassen (wegen hohen Schulden durch Studienkosten, wegen „besseren“ Verdienstmöglichkeiten z.B. in Australien, wegen Neugierde die Welt kennen zu lernen etc.), wäre der Anteil an „Overseas Doctors“ wahrscheinlich geringer bzw. der eigene Bedarf an Ärzten könnte deutlich besser gedeckt werden.




Dem Hausarzt wird hier eine Schlüsselstellung zugewiesen und die Versorgung wird so organisiert, dass beispielsweise bei der Weitergabe von Informationen vom Hausarzt zum Krankenhaus oder zum Facharzt und zurück möglichst wenig Reibungsverluste entstehen. Der Ort an dem alle Fäden zusammenlaufen und wesentliche Entscheidungen für die Behandlung des einzelnen Patienten getroffen werden, ist die Hausarztpraxis.



 
Der Austausch von Informationen über die Befunde und Behandlungen von Patienten funktioniert hier so gut, dass ich mich manchmal frage, ob die Neuseeländer begeistert von grenzenloser Kommunikation sind oder Datenschutz hier vielleicht pragmatischer genutzt wird.

Es geht, so habe ich den Eindruck, vor allem darum, dass Informationen mit möglichst geringem Aufwand zwischen Ärzten hin- und hergeschickt  werden können.




Dazu mal wieder ein Beispiel aus meiner täglichen Praxis:

Ein junger Mann kommt am Dienstag Nachmittag in die Praxis und kann seine rechte Schulter kaum noch bewegen, nachdem er am letzten Wochenende (Samstag) mit seinem Motorrad gestürzt war. Er hatte sich die Schulter verletzt, dachte aber, es sei nicht weiter schwerwiegend (typisch Mann, hier auch „bloke“ genannt, umgangssprachlich für Kerl).




Am letzten Montag war Feiertag (Queens Birthday), also sind seit seinem Sturz mittlerweile schon drei Tage vergangen (warum müssen Patienten mit solchen Vorgeschichten und unklaren Befunden eigentlich immer nachmittags in die Sprechstunde kommen?)

Die Unfallmeldung wird mit einem Online-Formular aufgenommen und an ACC, die stattliche Unfallversicherung, die für sämtliche Unfallfolgen aufkommt, per EDV weitergeleitet. 



  
Den Auftrag zum Röntgen drucke ich aus und gebe ihn an eine „Nurse“, die mit der Radiologieabteilung telefoniert, um kurzfristig einen Termin zum Röntgen zu vereinbaren.
Kurze Zeit später geht der Patient zur Röntgenabteilung, welche sich ein paar Türen weiter im gleichen Gebäude befindet, in der auch unsere Praxis ist. 

Der Röntgenbefund wird gleich nach der Untersuchung per Datenfernübertragung nach Palmerston North (ca. 50 km entfernt) gesendet, wo ein Radiologe sich das Röntgenbild ansieht und den Befundbericht schreibt.

Wenn man das Ergebnis der Untersuchungen kurzfristig benötigt, wie z.B. bei dem Verdacht auf eine Fraktur, wie bei diesem Patienten, erhält man den Befund auf Anforderung innerhalb sehr kurzer Zeit, d.h. innerhalb einer halben Stunde, manchmal sogar auch noch schneller.



 
Anschließend kommt der Patient wieder zu mir zurück um das Ergebnis zu besprechen. Von meinem Computer aus kann ich mich bei der Radiologieabteilung einloggen und mir die Bilder mit Befund direkt auf meinem PC ansehen.




Der Motorradfahrer hat eine Schlüsselbeinfraktur in Nähe des Schultergelenkes. Möglicherweise muss er operiert werden. Dieses zu entscheiden ist Sache eines Orthopäden, also rufe ich der „Orthopaedic Reg.“ an, das ist der diensthabende Orthopäde im Krankenhaus in Palmerston North. Ich schildere kurz, worum es geht und gebe ihm die „NHI number“ (jeder Patient hat eine lebenslang gültige Nummer, über die alle ihn betreffenden Befunde zugeordnet werden).




Mit der „NHI number“ kann der Orthopäde in Palmerston North sich auf seinem Computer den Röntgenbefund ansehen und entscheiden, welche Behandlung notwendig ist. Der Patient soll am nächsten Tag in der „Fracture Clinic“ vorgestellt werden, daher empfiehlt der Orthopäde, ihn dort hin zu überweisen.




Den Überweisungsbrief an die „Fracture Clinic“ zu schreiben ist eine Sache von wenigen Minuten: In den bereits vorstrukturierten Brief füge ich mit wenigen Clicks den Grund der Überweisung, die Unfallmeldung, den Röntgenbefund, Angaben zur Vorgeschichte, zu Allergien, Medikamenteneinnahme und eventuellen Begleiterkrankungen ein. 




Damit ist meine Behandlung erst einmal abgeschlossen. Ich werde aber in den nächsten Tagen über alle weiteren Untersuchungen und Therapieentscheidungen durch entsprechende Berichte auf dem Laufenden gehalten werden. So wird die gesamte Behandlung in seiner Akte gespeichert werden. Sollte der Patient zu einem späteren Zeitpunkt mal den Hausarzt wechseln, wird die gesamte Akte an den Weiterbehandelnden Hausarzt übermittelt.




Auf Datenschutz wird hier natürlich auch mit aller Sorgfalt geachtet. Es gibt einen sog. „Privacy Act“ der sicherstellt, dass personenbezogene Daten vertraulich behandelt werden und die Rechtsgrundlagen über die ärztliche Schweigepflicht regeln eindeutig, dass gesundheitsbezogene Daten vertraulich behandelt werden. 




Im Arbeitsalltag wird der Datenschutz allerdings nicht so weit auf die Spitze getrieben, dass er die Kommunikation zwischen den Behandlern behindert. Das übergeordnete Ziel besteht in einer möglichst effektiven Betreuung, und dazu gehört auch der kollegiale Austausch von Informationen über einen Patienten sowie die Weitergabe von Befunden, ohne dass hierfür jedesmal der Patient seine schriftliche Einwilligung erteilen muss. 




Der Hausarzt hat unter diesen Bedingungen wirklich eine Gatekeeper Funktion, d. h. er koordiniert die Behandlung und stellt die entscheidenden Weichen, wenn eine Facharztbehandlung notwendig wird. 

Möglich ist dieses u.a. dadurch, dass bei ihm alle Informationen zusammenfließen und ihm diese Rolle im Gesundheitssystem mit entsprechenden Kompetenzen zugewiesen wird.




Irgendwelche Diskussionen oder Planungen bezüglich einer elektronischen Gesundheitskarte habe ich übrigens in der gesamten Zeit, die ich hier bin, nicht ein einziges Mal gehört. Es wäre m. E. auch rausgeworfenes Geld, da die vorhandenen Strukturen bereits so gut genutzt werden, dass dieses milliardenschwere Projekt keinen zusätzlichen Nutzen bringen würde. 
Es würde niemand in Neuseeland auf die Idee kommen, so viel Geld für etwas auszugeben, was mit relativ einfachen Mitteln auch anders zu erreichen ist.




Kurzurlaub in Deutschland, Abflug in Wellington 12.02.11

Morgens um 3.45 Uhr werde ich am Airport Hotel von einem gut gelaunten Taxifahrer abgeholt, der mich zum Flughafen bringt. Auf meine Frage, wie er das frühe Aufstehen und nächtliche Arbeiten erträgt, antwortet er mir, er würde das seit 20 Jahren machen und habe sich daran gewöhnt. Die Straßen seien immer frei und er habe viele Fahrgäste, die so früh zum Flughafen gebracht werden müssten. 



  
Viele noch ziemlich verschlafen wirkende Leute warten mit mir zusammen, dass der Schalter zum Einchecken geöffnet wird. Als ich an der Reihe bin, erfahre ich, dass ich mir für den Aufenthalt in Sydney noch ein Transitvisum für 30$ besorgen muss, da ich mich dort länger als 8 Stunden aufhalten werde. Beim Erfinden von Gebühren sind diese modernen Raubritter echt erfinderisch.

Den Höhepunkt an Erfindungsreichtum sehe ich kurz vor dem Passieren der Sicherheitsschleuse. Dort erfahre ich von einem Flughafenmitarbeiter, es würde noch eine Departure-Fee von 25$ fällig, die ich Kopf schüttelnder Weise bezahle. Ich erspare es mir, nach einer Begründung dafür zu fragen, denke mir aber meinen Teil. Wie im Mittelalter, als der Wegezoll noch eine gängige Einnahmequelle war...

Etwa 4 Stunden später sitze ich in Sydney auf dem Flughafen und genieße ein Baguette und Cappuccino zum Frühstück. Im Flieger gab es zwar auch schon etwas zu essen, aber der Tag ist ja noch etwas länger und mit einem leckeren Frühstück bestimmt besser zu überstehen :-)

Hier gibt's wieder die gleichen Luxus-Shops wie überall auf den großen Flughäfen dieser Welt. In einem Geschäft werden typisch australische Souvenirs angeboten, Bumerangs, alle möglichen Taschen und verzierte Gegenstände, welche man als Tourist ganz dringend benötigt. Ich ziehe es vor, all die original australischen Andenken im Regal stehen zu lassen. Sollen doch die Anderen ihr Geld dafür ausgeben.

Etwa eine halbe Stunde später geht's weiter Richtung Singapur und von dort, nach einem kurzen Zwischenstopp endlich nach Frankfurt. Dort angekommen spüre ich wieder eisige Kälte, die ich überhaupt nicht vermisst habe...

Frankfurt Flughafen, Ankunft in Deutschland 13.02.11

Alles sieht genauso aus wie vor zehn Monaten, als ich von hier abgeflogen war. Jetzt ist meine Wahrnehmung doch eine Andere, ich nehme auf einmal Dinge wahr, die mir vorher nie aufgefallen sind. So z.B. die Kälte, die ich nicht nur auf das Wetter beziehe, sondern auch auf die Stimmung der Leute, die ich auf dem Flughafen und anschließend auf meiner Bahnfahrt im ICE nach Hannover sehe.





 
Alle hetzen und gucken dabei so ernst, als wenn sie hinter irgendetwas hinterher laufen und besorgt sind, es nicht mehr zu erreichen. Wo sind denn auf einmal all die entspannt schlendernden und lachenden Leute geblieben, die mit mir zusammen ins Flugzeug gestiegen sind? Sind ihre Gesichtszüge vielleicht durch die Minustemperaturen festgefroren? 





  
Im Zug nach Hannover sitzt ein paar Reihen weiter ein Mann, der sich mit seiner thailändischen Frau unterhält. Ich weis nicht, warum er sich mit ihr so laut unterhalten muss, dass man jedes Wort versteht. Jedenfalls versucht er ihr die Vorzüge des Klimas in Deutschland mit der Feststellung schmackhaft zu machen „hier würde man, im Gegensatz zu Thailand, wenigstens keine Klimaanlage benötigen“. Ich habe nicht den Eindruck, dass er sie damit von den Vorzügen Deutschlands wirklich überzeugen kann. Ich blicke aus dem Fenster, sehe die Schneelandschaften an mir vorbei gleiten und denke mir meinen Teil.





  
Frankfurt Flughafen, Abflug über Singapur nach Wellington 02.03.2010

Viel zu schnell sind die letzten zweieinhalb Wochen vergangen. Aber genossen habe ich natürlich jeden einzelnen Tag, auch wenn bei weitem nicht genug Zeit war, alles zu unternehmen und all die Leute zu besuchen, wie ich es mit gewünscht hätte. Und es hat mir wieder gezeigt, wie schwer es ist, sich aus der gewohnten Umgebung zu verabschieden und wieder die ganze Zeit alleine unterwegs zu sein.

Etwas leichter fällt es mir allerdings doch, im Vergleich zum letzten Abflug, denn ich kann jetzt besser einzuschätzen, was mich in Neuseeland erwartet.

Damit der Flug nicht zu lang wird, lege ich wieder einen eintägigen Zwischenstopp in Singapur ein und genieße einen Stadtbummel bei angenehmen 28 Grad. 

Unterwegs werde ich von jetzt auf sofort von einem tropischen Regenschauer überrascht. Da kann man nur abwarten bis der Regen vorbei ist, oder sich in eine der vielen Shoppingmalls flüchten. 

In den riesigen Einkaufszentren ist von dem Regen nichts zu spüren, wahrscheinlich einer der Gründe, warum die Leute hier so gerne einkaufen gehen.







 
Am nächsten Tag geht es über Sydney weiter nach Wellington. Kaum zu glauben, nach so kurzer Zeit wieder hier zu sein. Der Jetlag macht mir allerdings auch die nächsten Tage noch ziemlich zu schaffen.

Am folgenden Montag fange ich wieder an zu arbeiten. Die Tagesroutine hilft mir, schnell wieder in meinen alten Rhythmus zurückzukehren und nach wenigen Wochen habe ich mich auch wieder daran gewöhnt, täglich per Skype mit meinen Freunden und meiner Familie in Deutschland zu sprechen.


Laufen am Strand 27.03.11

Heute war ich wieder eine Runde am Strand laufen und hatte den ganzen Strand für mich alleine. Unterwegs waren gerade mal ca. 15 Leute und etwa 10 Autos zu sehen. Ansonsten bin ich mit den Möwen alleine am Strand. Einfach unglaublich für mich, dass nur so wenige Leute den Strand nutzen, der ja in 10 Minuten mit dem Auto zu erreichen ist...

Es ist immer noch Spätsommer, nur selten fallen die Temperaturen nachts mal bis 8 Grad, tagsüber sind es zwischen 16 und 25 Grad, also sehr gut auszuhalten. 







Queenstown, Milford Track 17.4.11

In der Woche vor Ostern habe ich Urlaub genommen, um an einer geführten Tour zum Milford Sound teilzunehmen. Dass ich überhaupt noch einen Platz bekommen habe, ist ein echtes Wunder. Man sollte sich schon einige Monate im Voraus anmelden, aber ich habe die Buchung immer wieder vor mir hergeschoben und mich dann natürlich viel zu spät darum gekümmert.

Als ich die Tour endlich online buchen möchte (www.ultimatehikes.co.nz), muss ich feststellen, dass die Woche vor Ostern der letztmögliche Termin vor der Winterpause ist und leider alle Plätze bereits ausgebucht sind. 


 (Queenstown)

Ein Anruf bei „Ultimate Hikes“, dem Veranstalter, welcher die Tour anbietet, weckt neue Hoffnungen. Man bietet mir an, mich auf die Warteliste zu setzen für den Fall, das jemand seine Buchung storniert, was wohl häufiger passiert.
Am gleichen Tag kurz nach der Mittagspause ruft mich eine Mitarbeiterin zurück und teilt mir mit, dass tatsächlich eine Stornierung eingetroffen ist, ich daher einen Platz für die letzte geführte Wanderung dieser Saison zum Milford Sound buchen kann. Allerdings ist nur noch ein Platz in einer Gemeinschaftsunterkunft verfügbar, d.h. in einem Zimmer mit vier Betten. Besser eine Sammelunterkunft als überhaupt keine Buchung!

Ich muss mich also nur noch um den Flug nach Queenstown und eine Unterkunft für die Zeit vor und nach der Wanderung kümmern. Eine Fahrt mit dem Auto kommt für mich nicht in Frage. Die reine Fahrtzeit beträgt 12 Stunden, dazu noch drei Stunden Überfahrt auf der Fähre. Autofahren ist auf den kurvenreichen Straßen von Neuseeland doppelt anstrengend, da entscheide ich mich doch lieber für einen Flug von zweieinhalb Stunden von Wellington über Christchurch nach Queenstown.


 (Queenstown)

Air New Zealand bietet eine günstige Verbindung an, so treffe ich am Sonntag Nachmittag pünktlich zum Pre-Track-Briefing in Queenstown ein.
Wir, d.h. 50 Teilnehmer der Wanderung, werden mit allen möglichen Informationen versorgt:
Zeitplan für die nächsten fünf Tage, Streckenverlauf, was man unbedingt mitnehmen und was man zuhause lassen sollte, bis ins kleinste Detail werden alle wichtigen Dinge besprochen, so dass am Ende wirklich keine Fragen mehr offen bleiben.

Nicht absehbar ist natürlich das Wetter. Da es in dieser Region an etwa 200 Tagen im Jahr regnet, zum Teil mit schweren Regenfällen zu rechnen ist, der Regen auch schnell mal als Schnee herunter kommen kann, muss man sich auf alle Witterungsverhältnisse vorbereiten.
Jeder wird daher mit einem Regenmantel bzw. -umhang versorgt. Außerdem erhält jeder Teilnehmer einen hochwertigen Rucksack mit einem Fassungsvermögen von 40 Litern leihweise zur Verfügung gestellt, sowie einen großen Plastikbeutel. Dieser Beutel dient dazu, die gesamte Ausrüstung wasserdicht im Rucksack zu verstauen. Einen laminierten Routenplan und alle Informationen des Pre-Track-Briefing zum Nachlesen gibt’s noch mal in schriftlicher Form zum Abschluss des Treffens.

Mit allen Informationen und Ausrüstungsgegenständen versorgt mache ich mich anschließend auf den Weg zum Hotel „Novotel Queenstown Lakeside“, wo ich heute übernachte. 


 (Queenstown)

Das Hotel liegt im Zentrum von Queenstown. Von hier ist alles sehr gut zu Fuß zu erreichen. Ein wunderschöner See liegt wenige Schritte vom Hotel entfernt und lädt quasi zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Dazu komme ich heute allerdings nicht mehr, denn ich muss für den nächsten Tag alles vorbereiten. Ich gehe noch mal meine Pack-Liste durch, damit ich nichts Wichtiges vergesse. Alles was nicht unbedingt notwendig ist, lasse ich im Hotel . Je weniger ich einpacke, umso leichter wird der Rucksack sein...

Erster Tag auf dem Milford Track 18.4.11

Morgens gegen 9.00 Uhr treffen sich alle Teilnehmer bei der Zentrale von „Ultimate Hikes“. In dem Laden kann man sich mit allem eindecken, was man für eine Wanderung „in der Wildnis“ braucht, oder zumindest glaubt, zu benötigen. 

Die Stimmung ist gelöst, unsere fünf Tour Guides begrüßen jeden persönlich und händigen jedem ein Namensschild sowie einen Fragebogen aus, mit Fragen zur Gesundheit, zu Essenswünschen und Wünschen nach gemeinsamer Unterkunft. 




Nach und nach treffen auch die restlichen Teilnehmer ein. Im Geschäft sind einige Leute noch damit beschäftigt Sachen anzuprobieren, die sie entdeckt haben. Eine Familie mit drei Kindern kleidet sich komplett neu ein. Wie ich später erfahre, ist ihr Gepäck auf dem Weg von Australien nach Neuseeland verloren gegangen, so dass sie nur die Bekleidungsstücke dabei haben, die sie am Körper tragen.  Einen Teil ihrer Ausrüstung erhalten sie freundlicherweise von „Ultimate Hikes“ leihweise zur Verfügung gestellt. Den Rest müssen sie sich noch schnell aus dem reichhaltigen Angebot des Ausrüstungs-Shops aussuchen.



  
Pünktlich um 9.30 Uhr fährt der Bus ab in Richtung Te Anau, einem Ort der etwa 170 km von Queenstown entfernt liegt. Die Busfahrt dauert ca. 2 Stunden, so dass wir unterwegs schon mal einige Eindrücke von der weitläufigen Landschaft bekommen. 





Heute Nacht hat es geschneit und auf den umliegenden Bergen ist einiges an Schnee liegen geblieben. Mit Schnee habe ich ja nun überhaupt nicht gerechnet. Das kann ja lustig werden, denke ich mir. 



 (Lake Te Anau)

Von dem Ort Te Anau aus geht es noch mal für etwa eine Stunde weiter mit einer Fähre auf dem Lake Te Anau. Auf dem Boot ist es draußen doch recht frisch und ich bin froh, ausreichend warme Sachen eingepackt zu haben. 

Obwohl der Fahrtwind eisig ist, bleibe ich auf dem Aussichtsdeck. Der grandiose Ausblick ist einfach zu schön um unter Deck zu bleiben.







  
Auf der anderen Seite des Sees erreichen wir den Ausgangspunkt des Milford Tracks. Von der Anlegestelle laufen wir etwa 20 Minuten zu unserer ersten Unterkunft, dem „Glade House“.



  
Die Tour Guides verteilen uns auf unsere Zimmer. Ich habe mal wieder Glück und bewohne eines der Gruppenzimmer für mich alleine. Nicht, dass es mich gestört hätte, mit anderen in einem Vierbettzimmer zu übernachten, aber so habe ich reichlich Platz und bin sicher, heute Nacht von niemandem geweckt zu werden.



  
Kurze Zeit später treffen sich alle zu einem Gruppenfoto auf der Wiese vor dem „Glade House“. Wer noch Lust auf Bewegung hat, kann anschließend an einer eineinhalbstündigen Wanderung teilnehmen, bei der die Guides ein paar Informationen über die Natur in den Fjordlands vermitteln. 



  
Außerdem ist die kurze Wanderung eine gute Übung für die nächsten Tage. Wer Wanderstöcke benutzen möchte, kann bei dieser Gelegenheit schon mal ausprobieren, wie sie zu gebrauchen sind. 



  
Die Gelenke sollen durch den Gebrauch von Wanderstöcken enorm entlastet werden, sagt man uns. Ob das alles so stimmt oder ob das nur die Marketingstrategie der Wanderstockindustrie ist, kann ich nicht beurteilen. 

Wenn ich allerdings sehe, wie einige Wanderer in dem unwegsamen Gelände mehr damit beschäftigt sind herauszufinden, wo sie mit ihren Stöcken Halt finden und das Ganze dazu auch noch recht unsicher aussieht, habe ich so meine Zweifel und ziehe es lieber vor, mich ohne Gehhilfen fortzubewegen.



  
Abends verwöhnen uns die Tour Guides mit einem 3-Gänge-Menue. Dazu gibt’s einen leckeren neuseeländischen Wein, so lässt es sich in der Wildnis aushalten :-)

Nach dem Abendessen sitzen wir mit allen Teilnehmern im gut geheizten Aufenthaltsraum zusammen und die Tour Guides bitten jeden von uns, in einer kurzen Vorstellungsrunde etwas über sich zu erzählen, der Inhalt ist natürlich jedem freigestellt. So haben wir Gelegenheit, etwas mehr von den anderen Teilnehmern zu erfahren und sie etwas näher kennen zu lernen. 

Etwa ein Drittel kommt aus Australien, ein weiteres Drittel aus Neuseeland und der Rest aus Kanada, USA, England, Frankreich, der Tschechoslowakei. Ich bin der einzige Deutsche in der Gruppe. Viele haben schon mal Erfahrungen bei anderen Wanderungen sammeln können, einige sind das erste Mal so langen unterwegs. Es sind auch Familien mit Kindern (Mindestalter 10 Jahre) mit dabei, die ältesten Teilnehmer, so schätze ich, sind über 70 Jahre alte.



  
Die Vorbereitung für den nächsten Tag wird anschließend wieder von den Tour Guides übernommen. An diesem und auch an den folgenden Abenden erfahren wir jeweils den genauen Streckenverlauf des nächsten Tages. Sie erzählen uns und zeigen anhand von Dias und kurzen Videosequenzen was wir auf dem jeweils folgenden Wanderabschnitt zu erwarten haben.

Wir haben tägliche Wanderstrecken zwischen 6 und 8 Stunden vor uns. Ich empfinde es als sehr hilfreich, zu wissen, was mich am nächsten Tag erwartet, wo Pausen eingelegt werden und an welchen Orientierungspunkten man vorbeikommt. 



Vor allem interessiert uns die Wettervorhersage. Das Wetter kann sich sehr schnell ändern, die Vorhersagen für den nächsten Tag sind daher sehr vage...



  
Die Hütten werden von einem Generator mit Strom versorgt, welcher um 22.00 Uhr ausgeschaltet und um 6.00 Uhr morgens wieder angeschaltet wird. Nach einem anstrengenden Wandertag ist man allerdings froh, einigermaßen früh ins Bett zu gehen, denn am nächsten Tag geht es früh weiter...

Wie es mir am zweiten und den darauffolgenden Tagen auf dem Milford Track ergangen ist, berichte ich beim nächsten Mal.