Donnerstag, 29. April 2010

Flug von Singapur über Sydney nach Auckland am 12.04.2010




Von den letzten Tagen in Singapur mit vielen Unternehmungen, Erlebnissen und der Zeitumstellung bin ich doch ganz schön geschafft. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein kann, die ganze Zeit alleine unterwegs zu sein, alles selbst organisieren zu müssen, in einer fremden Umgebung, mit einem völlig anderen kulturellen Hintergrund.


Wenn man zuhause auf der Couch sitzt und Reiseberichte im Fernsehen ansieht, denkt man „Das muss ja toll sein, so weit weg unterwegs, lauter neue Dinge zu entdecken“.

Hauptsache weit weg, von allem was einem so bekannt ist.


Und plötzlich merke ich, wie wichtig mir die Anbindung an Bekanntes ist. Plötzlich nicht mehr den Radiosender hören zu können, den ich zuhause einfach einschalten musste. Mal eben sich mit jemandem verabreden und ohne viel Aufwand treffen können? Fehlanzeige, das geht hier nicht so wie gewohnt.

Aber das merke ich erst jetzt, wo es mir fehlt. Der Kontakt zur eigenen Familie, zu Freunden und Bekannten bekommt auf einmal einen ganz anderen Stellenwert.


Hab ich mir das vielleicht zu einfach vorgestellt? Ach was, morgen bin ich in Auckland. Und bald bin ich in Levin, dem Ort wo ich länger bleiben will. Da werde ich schnell Kontakt knüpfen und meine eigenen vier Wände haben...


Mal sehen wie es sich entwickelt.





Heute Abend geht es weiter Richtung Neuseeland. Um 19.50 Uhr startet die Maschine pünktlich vom Changi Airport. Tschüss Singapur.



Am nächsten Morgen ein kurzer Zwischenstopp in Sydney. Bei schönstem Sonnenaufgang fliegen wir um 6.15 Uhr weiter Richtung Auckland. Das erste, was ich von Neuseeland aus dem Flugzeug sehe, sind natürlich lauter Schafe auf den Wiesen...



Ankunft in Auckland am 13.04.2010


Kurz nach der Landung stelle ich meine Uhr zwei Stunden vor, so wie ich es schon in Sydney getan habe. Zusammen mit den sechs Stunden Zeitunterschied zwischen Hannover und Singapur ist Neuseeland also ganze 10 Stunden weiter, d.h. wenn es in Hannover 12.00 Uhr Mittags ist, haben wir es hier in Auckland schon um 10.00 Uhr Abends.


Meine innere Uhr ist jetzt erst mal völlig durcheinander und es wird Tage brauchen, bis ich mich an die neue Zeit gewöhnt habe.


Die Einreise ist etwas bürokratisch geregelt, mit mehreren Checkpoints für unterschiedliche Dinge (Pass- und Visumkontrolle, Gepäckdurchleuchtung, Biosecurity-Check, wohl um sicher zu sein, dass man keine Kiwis mit nach Neuseeland bringt, und natürlich der Zoll).


Komische Dinge werde ich hier gefragt. Zum Beispiel, ob ich in den letzten Tagen auf einer Wanderung unterwegs war. Ich kann ja verstehen, dass die Neuseeländer Angst davor haben, dass irgendwelche Sachen ins Land eingeschleppt werden, die dann hier Schaden anrichten könnten. Gab es ja schon alles, z. B. mit den Ratten, Nagetieren bzw. Katzen, die viele Vogelarten vernichtet haben.


Ich überlege einen Moment, was der Mensch beim Biosecurity-Check wohl mit mir veranstalten würde, wenn ich ihm sage, ich sei vor kurzem im Harz unterwegs gewesen. Wahrscheinlich hätte er mich für mehrere Wochen unter Quarantäne gestellt, damit ich nichts einschleppe und hier in kurzer Zeit alles wie im Harz aussieht. Also, auf die Frage mit der Wanderung antworte ich lieber mit einem klaren „nein“ und komme reibungslos durch alle Kontrollen.


Plötzlich bin ich in der Ankunftshalle und kann es gar nicht glauben schon da zu sein. Riesige Menschentrauben warten auf die Ankommenden, auch ein Fernsehteam ist dabei, um irgendwelche Leute zu befragen. Mich haben sie zum Glück in Ruhe gelassen.


Zu diesem Zeitpunkt weis ich noch nichts von Aschewolken und dem Stillstand im Flugverkehr in Europa. Ich habe seit Tagen keine Nachrichten gehört und ahne nicht, dass deshalb das Medieninteresse den Ankommenden gilt.


Nach einem Anruf bei „New Zealand Rent a Car“, um den reservierten Mietwagen abzuholen, werde ich von einer freundlichen Lady am Flughafen in Empfang genommen und zur Vermietstation gefahren. Schnell sind die Papiere fertig gemacht. Noch ein Gang um’s Auto, um eventuelle Beulen oder Kratzer festzustellen, ist aber nix zu finden. Der Wagen ist tiptop in Ordnung.


Mit Kartenmaterial von Neuseeland und einem Ausdruck von Google-Maps mit der Wegbeschreibung zum Hotel fahre ich los. Sehr ungewohnt anfangs, aber nach kurzer Zeit denke ich „gar nicht so schwierig“, immer den anderen Autos hinterher. Nach ca. einer halben Stunde komme ich, ohne mich zu verfahren, am Hotel an. Ganz ohne Navi (was ich mir aber ein paar Tage später zugelegt habe, weil ich doch ganz schönen Respekt vor der Tour habe, die vor mir liegt.)


Heute fahre ich jedenfalls kein Stück mehr!






Das Hotel ist super. Nette Leute, komfortable Ausstattung, Blick aus dem Zimmer auf den Hafen von Auckland.


Habe hier im Hotel allerdings nur einen Internetzugang über eine Prepaid Karte für 10,-- NZ$ die Stunde, ganz schön teuer im Vergleich zu Singapur, wo ich den ganzen Tag umsonst surfen konnte. Daher werde ich in den nächsten Tagen erst mal Ausschau halten, welche Alternativen es gibt.




Nach dem Einchecken im Hotel lege ich mich für ein paar Stunden auf’s Ohr und hole ein bisschen Schlaf nach.


Abends noch ein kleines Ringel zu Fuß um’s Hotel und die umliegenden Straßen. Als es dunkel wird, kehre ich zurück in das Hotel und setze mich ins Restaurant. Dort gibt es meine Rettung gegen den einsetzenden Hunger:


Fish of the day with mashed potatoes, Mediterranean tomato and olive ragout, mixed vegetables, and a glass of Chardonnay (white wine) – delicious!!!


So lässt es sich aushalten :-))


Der ausgiebige Spaziergang durch Auckland kann bis morgen warten. Jetzt lege ich mich gleich wieder auf’s Ohr und werde hoffentlich bis morgen früh durchschlafen . . .


Jetlag lässt grüßen.


Und so sehe ich am nächsten Tag aus:




Donnerstag, 22. April 2010

Singapur 08.04. bis 12.04.2010

Einen Direktflug von Frankfurt nach Neuseeland wollte ich mir nicht antun. 12 Stunden Flug an einem Stück sind mir genug, danach kann ich gerne mal ein paar Tage Pause gebrauchen.

Dass Singapur eine ausgesprochen schöne Stadt ist, hatte ich bereits bei meinem letzten Aufenthalt erfahren. Er war nur zu kurz, um die Stadt näher kennen zu lernen.

Dieses mal wollte ich mir mehr Zeit nehmen und ich war erstaunt zu sehen, was Singapur alles zu bieten hat...


Wie soll ich die Eindrücke von einer Stadt beschreiben, die deutlich älter ist als viele andere Großstädte dieser Welt (existierte sicher schon im 13. Jahrhundert, wahrscheinlich aber bereits viel früher), die aber im Vergleich mit den meisten anderen Millionenstädten weitaus moderner (schnelles, bequemes und günstiges MRT, d.h. Mass Rapid Transit; freier Internetzugang für alle; kostenlose Ortsgespräche), sauberer (drakonische Strafen für das Wegwerfen von Müll), naturnaher (es gibt etliche Naturreservate und Parks) und vielfältiger erscheint (kulinarisch kann man dort eine Weltreise machen; Handel hat schon immer zur kulturellen Vielfalt beigetragen)?





Was mir auf den ersten Blick auffiel, ist die Ruhe und Gelassenheit der Leute, die so garnicht zu dem mir bekannten Großstadtverhalten passt. Alle haben hier eine ruhige Gangart drauf, die sich nur schwer beschreiben lässt.

Die meisten Fußgänger bewegen sich so, als wenn sie gleich stehen bleiben, mit schlurfendem Schritt, so dass ich anfangs aufpassen musste, meinem Vordermann nicht auf die Hacken zu treten. Immer wieder überhole ich Leute, bis ich merke, dass nicht sie zu langsam, sondern ich einfach zu schnell gehe mit viel zu großen Schritten, als ob ich irgend etwas hinterher rennen würde. Also, einen Gang herunter schalten, ankommen. Wozu so eilig, ich habe doch jetzt Zeit.

Die Sauberkeit fällt schon beim Flughafen auf. Spiegelnde Böden überall. Kein Schnipsel Papier oder Müll auf dem Fußboden. Und im MRT sieht es genau so aus. Obwohl wirklich Massen damit transportiert werden. Keine Schmierereien, keine Kippen, keine leeren Bierdosen. Auch die Bahnstationen sehen blitzblank aus. Gelbe Linien und Pfeile auf dem Boden zeigen, wo man sich für’s Einsteigen hinstellen kann, damit man nicht mit den Aussteigenden kollidiert. Und es funktioniert auch beim größten Ansturm reibungslos.

Für das MRT gibt keine Papierfahrkarten (die würden ja womöglich weggeworfen werden und dann überall herum liegen) sondern Chipkarten mit 1 $ Pfand. Am Ende der Fahrt erhält man am Automaten den 1 $ im Tausch gegen die Chipkarte zurück. Pro Einzelfahrt habe ich zwischen 1$ und 2,60 $ (also ca. 50 Cent bis 1,30 €) bezahlt.




Service am Kunden wird hier wirklich groß geschrieben. Ich hatte mich an einem Nachmittag in einen der „Food Courts“ gesetzt, wie es sie in jedem größeren Einkaufszentrum gibt. Es war echt schwer, sich zu entscheiden, welche Küche ich dieses mal wählen sollte (Malaysisch, Vietnamesisch, Chinesisch, alle europäischen Küchen waren vertreten, Fast Food gab’s natürlich auch reichlich). Überall duftete es lecker und sah noch leckerer aus.

Ich entschied mich für ein Japanisches Lokal, wo man an einer halbrunden Theke sitzt und der Koch vor den Gästen das Essen zubereitet. Mit zwei Spachteln wird auf einer heißen Platte das Essen mit affenartig schnellen Bewegungen hin und her manövriert, zwischendurch mit Gewürzen verzaubert oder mit Ölen und Essenzen übergossen, so dass einem schon vom Zugucken das Wasser im Munde zusammenläuft.

In Nullkommanichts wurde mir die Vorsuppe, Getränke, Reis, Stäbchen, Serviette und kleine Vorspeisenleckereien aufgetragen. Kaum hatte ich die ersten Happen probiert, servierte der Koch auf einer Platte die erste Portion Sojasprossen, Garnelen und Glasnudeln mit Zaubersoße. Kurze Zeit später folgte Fleisch nach Wahl (Huhn war mein Favorit, Alternativ gab es Schwein, Rind, Fisch, Scampies) wieder mit Gemüse und lecker Soße dazu, und zu guter Letzt noch ein ansehnliches Stück Fischfilet als Krönung oben drauf.

Dazu hab ich mir ein schön kaltes Sapporo Bier bestellt. Hmmm, war das ein Genuss und das Bier hat gezischt :-))
Das ganze nannte sich Deluxe Set B und hat sage und schreibe 54 $ (ca. 29 €) gekostet.

Der Kundenservice war dabei so unglaublich. Für mich, der aus der Servicewüste kam, war das ganze sehr beeindruckend.

Als ich beim Bezahlen auf den Kassenbildschirm sah, stand oben aus dem Display quasi als feststehende Kopfzeile:

Greet customer with a smile!




Vor oder nach dem Essen kann man, wenn man dafür etwas übrig hat, ausgiebig Shoppen gehen. Es gibt eine reichhaltige Auswahl von Einkaufszentren, in denen man sich verlaufen kann. Eines von den Luxuriöseren ist das ION Orchard.



Ein riesiger Komplex mit eigenem MRT Anschluß und einer unermesslichen Auswahl an Schickimicki-Läden. Es ist schon wie der Eintritt in eine Zauberwelt, durch die man staunend hindurchgeht und eigentlich keinen Grund findet, sie wieder zu verlassen, außer man hat vielleicht noch andere Dinge die man ansehen oder unternehmen möchte.




Ein anderes Einkaufszentrum dieser Art ist das „Sim Lim Square“ an der Bencoolen Street. Die Zauberwelt, in die man dort entführt wird ist Technik pur.

Natürlich können sich nur Männer für so einen Kram interessieren und ich denke da an so einige Freunde und Bekannte, die sich in dieser Welt Tage lang aufhalten könnten, wenn ihre Partnerinnen sie nicht ab und zu mal auf den Boden der Realität zurückholen würden.

Das „Sim Lim Square“ ist sechs Stockwerke hoch, ein Laden neben dem anderen, mit allem, was Singapurs Technik-Handel aus der großen weiten Welt zu bieten hatte. Mich interessiert so etwas normalerweise überhaupt nicht, aber, ich wollte doch mal sehen, ob es nicht möglich ist, zu günstigen Konditionen und ohne langfristige Vertragsbindung, ein iPhone zu erstehen.

Mein Bruder, der sich mit solchen Dingen auskennt, hatte mir gesagt, worauf ich dabei achten müsse. Mündlich erzählen konnte der Verkäufer mir ja viel. Aber um sicher zu sein, dass auch z.B. eine fremde SIM-Karte funktioniert, bat ich ihn meine eigene SIM-Karte in das iPhone einzulegen und es zu starten.

Der Verkäufer guckte zwar etwas verdutzt, aktivierte aber das Handy mit meiner Karte ohne Probleme und hatte damit einen neuen Kunden gewonnen.

Ich war bisher solchen Dingen gegenüber immer eher skeptisch eingestellt. Aber, für unterwegs und um den Kontakt nach Hause halten zu können, ist das iPhone einfach klasse.

Ich kann es mit meinem PC verbinden und als Modem benutzen um Mails zu verschicken. Und es ist möglich, weltweit (fast) kostenlos über Skype zu telefonieren.

Mir hat diese Neuerwerbung unterwegs das Leben schon sehr erleichtert.





Was hat mich noch in Singapur fasziniert? Auf jeden Fall die vielen Parks und Naturreservate.

Am ersten Tag war ich zum Botanischen Garten gefahren. Zum Ankommen und Relaxen. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Es gab gleich ein paar schöne Motive zum fotografieren, u. a. den Bananenklauer: In ca. 2 Metern Höhe habe ich ihn über mir rascheln gehört, als er sich gerade die Banane pflückte. Ist der nicht süß?




An einem der anderen Tage bin ich mit dem MRT zum „Sungei Buloh Wetland Reserve” gefahren.

Den Tip hatte ich von einem Taxifahrer bekommen, der mich den Abend zuvor von der "Nightsafari" nach Haus zum Hotel gefahren hatte (der Nachtzoo von Singapur ist für sich schon ein Erlebnis, für das es sich lohnt, herzukommen).

Er sagte, vor allem morgens könne man dort Zugvögel beobachten. Das Naturschutzgebiet ist eine Durchgangsstation bzw. Ruhezone der Zugvögel, die jedes Jahr zu bestimmten Zeiten hier herfliegen würden.

Im Reiseführer war sehr gut beschrieben, welchen Bus man für die Strecke zwischen MRT-Station und Wetland Reserve nehmen muss. In der Realität sieht es dann manchmal doch nicht so einfach aus, wie von LonelyPlanet beschrieben.

Der Busfahrer, den ich nach dem Weg fragte, kannte das "Wetland Reserve" überhaupt nicht. Ich stieg also in den Bus ein, ohne genau zu wissen, ob es überhaupt der Richtige Bus und die richtige Richtung war bzw. wo ich aussteigen musste. Ein freundlicher Fahrgast sagte mir in radebrechendem Englisch, dass ich bis zur Endhaltestelle fahren solle. Von dort würde ich es finden...

Von der Endhaltestelle aus musste ich noch ca. eine viertel Stunde zu Fuß gehen. Glücklicherweise gut ausgeschildert. Dafür war ich der Einzige, der dort zu Fuß bei 30 Grad und sehr hoher Luftfeuchtigkeit rumgelaufen ist. Kein Wunder, an einem Montag Morgen, an dem die meisten Leute schließlich arbeiten gehen müssen, nur ich nicht ;-)




Das Wetland Reserve war wirklich sehr interessant zu besichtigen, mit einem anschaulichen Informationszentrum, in dem einige Schulklassen unterwegs waren.







Man konnte einen „Mangrove Boardwalk“ entlanggehen, vielen Aussichtsstellen besuchen, wo man Vögel hätte beobachten können, wenn sie denn da gewesen wären. Zu guter Letzt hab ich dann aber doch noch ein paar Vogelaufnahmen machen können.


Aber vor Allem habe ich richtige Warane wenige Schritte von mir entfernt rumlaufen gesehen, auch einen richtig großen, der ca. 1,5 Meter lang war.




Als er mich wahrgenommen hatte, hat sich schnell in die Büsche geschlagen...



Und ganz schön heiß war es (ca. 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit, viele Moskitos). Habe vorsichtshalber den ganzen Tag meine Mütze aufgesetzt um mir nicht den Kopf zu verbrennen.

Am frühen Nachmittag bin ich dann zurück ins Hotel, aber erst einmal musste ich die ganze Strecke wieder zu Fuß zur Bushaltestelle laufen. Glücklicherweise kam der Bus auch gleich und mit dem MRT war ich kurze Zeit später wieder „aus der Wildnis zurück“, im Zentrum von Singapur.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es hier wirklich super gut organisiert.




Eine andere, sehr schöne Tour ging in den „Mount Faber Park“, von dem aus man eine schöne Aussicht über die Stadt und das nahegelegene Sentosa Island hatte.

Wenn man wanderbegeistert ist, wie ich, kann man vom „Mount Faber Park“ aus gleich in weitere Parks wandern, die wie auf einer Perlenschnur aneinander aufgereiht sind (Henderson Waves, Hilltop Walk, Forest Walk, Hort Park, Canopy Walk, Kent Ridge Park).

Ich habe mich einfach darauf eingelassen, bin losgezogen, ohne zu wissen, wo ich am Ende rauskommen würde.


Die einzelnen Parks und Walks gehen nahtlos ineinander über und man denkt, das kann doch nicht noch weiter gehen. Zwischendurch hat man immer wieder einen schönen Ausblick auf die Stadt. Man kann stundenlang weiterlaufen und es gibt immer wieder Neues zu entdecken.



Besonders gut hat mir der Canopy Walk gefallen, bei dem man auf einem hohen Gerüst mitten durch die Baumwipfel spaziert und sieht, wie grün es mitten in der Stadt ist.



Nach einigen Stunden Fußmarsch hatte ich dann aber auch genug vom Laufen. Nur, wie sollte ich ins Zentrum zurückgelangen, ohne den ganzen Weg zurückzulaufen? Dazu hatte ich jetzt wirklich keine Lust mehr.

Eine MRT-Station oder Taxi war weit und breit nicht zu sehen. Es gab auch niemanden weit und breit, den ich hätte fragen können. Wie gesagt, ich war einige Stunden unterwegs gewesen und befand mich wohl doch ziemlich weit ausserhalb vom Zentrum.

Es sind überall Hinweistafeln und Übersichtspläne aufgestellt, an denen man sich orientieren kann. Verloren gehen kann man also wirklich nicht.

Ich bog von meinem Weg ab und ging in die Richtung, wo ich meinte, irgend wann auf Häuser oder Straßen treffen zu müssen. Und siehe da, plötzlich tauchte eine Bushaltestelle auf, an der auch schon ein Bus wartete, der mich zur nächsten MRT-Station mitnahm.

Innerhalb kurzer Zeit war ich wieder im Zentrum und von dort aus war es nicht mehr weit zum Hotel. Es kam mir so vor, als wenn ich mit der Vorortbahn von einer in die andere Welt gefahren bin.


Die Tage in Singapur sind viel zu schnell vergangen. Am Montag, den 12.04.2010 durfte ich wieder meine Sachen packen und mich auf den Weg zum Changi Airport machen. Abflug Richtung Auckland mit Zwischenstop in Sydney...

Ich kann nur empfehlen, sich für Singapur, wenn man mal dort vorbei kommt, ein paar Tage mehr Zeit zu nehmen. Es gibt viel zu sehen und zu erleben.

Eine wirklich sehr schöne Stadt!

Sonntag, 18. April 2010

Es gab einiges vorzubereiten

Der Gedanke




Als Hausarzt nach Neuseeland gehen, dort leben, arbeiten und das Land kennen lernen.

Für ein Jahr, wenn es gefällt vielleicht auch für länger?


„Wie können Sie uns das antun?“ (fragte eine Patienten, die sich von mir im Stich gelassen fühlte)


„Warum leben Sie meinen Traum?“ (fragte ein Kollege, der seine Praxis nicht aufgeben wollte)


„Warum tue ich mir das an?“ (fragte ich mich, als ich zum wiederholten Mal zur Englischprüfung antrat und sie wieder nicht bestand)


So mal eben auf die Schnelle war der Gedanke nicht umzusetzen. Da gab es u.a. noch meine Praxis, für die erst noch ein Nachfolger gefunden werden musste. Und dann gab es auch einige, vielleicht nachvollziehbare Ängste, die sich um die Aufgabe einer sicheren Existenz und eine völlig ungewisse Zukunft drehten.


Je mehr ich mich mit dem Gedanken eines Auslandsaufenthaltes befasste, um so mehr Fragen und Hinderungsgründe tauchten auf. Plötzlich bemerkte ich, wie sehr ich in unterschiedliche Aktivitäten eingebunden bin und wie schwer es ist, sich von liebgewordenen Dingen und noch viel mehr von liebgewonnenen Menschen zu trennen.


Wollte ich wirklich nach 11 Jahren Hausarzttätigkeit meine Praxis aufgeben?


Gründe dafür gab es genug (zunehmende Bürokratisierung meiner Arbeit; Das Hamsterradgefühl, welches zum täglichen Begleiter wurde; Das Regressrisiko, d.h. die Mangelverwaltung in einem Gesundheitssystem, dass wie ein Supermarkt ohne Kasse geführt wird, für dessen Ausgaben ich aber möglicherweise verantwortlich gemacht werde ...).


Gründe dagegen gab es mindestens genauso viele (Das Glück, einen 100% zuverlässigen Kollegen als Praxispartner zu haben; Der Erfolg, mit dem Praxisteam jede noch so schwierige Aufgabe im Praxisalltag und auch die abstrusesten Systemveränderungen zu meistern; Die Wertschätzung von Patienten, welche sie mir u.a. mit selbstgebackenem Kuchen und anderen Leckereien versüßten; Jeden Tag zur Arbeit zu gehen mit der Gewissheit, er wird anders als der Vorhergehende; Patienten, die mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen sind; Das Gefühl eine sinnvolle und wertvolle Arbeit zu leisten ...).


Natürlich hätte ich bis zum Rentenalter so weiterarbeiten können. Aber wollte ich das wirklich?

Würde ich später auch noch einen Auslandsaufenthalt machen wollen oder können?



Die Umsetzung





Einen Praxisnachfolger habe ich bis heute nicht gefunden. Durch die Gazetten geisterten schon seit Jahren Berichte, die beschrieben, wie schwierig es für Praxiskollegen im ländlichen Bereich wäre, einen Nachfolger zu finden. Das klang alles ganz weit weg, irgendwo in den neuen Bundesländern und da auch nur auf dem platten Land. Aber doch nicht in einer mittleren Großstadt! Dachte ich.


Ich musste mich eines Besseren belehren lassen und spürte am eigenen Leibe den real existierenden Hausärztemangel. Nicht die Ärzteschwemme war eingetreten, wie man mir noch zu Beginn meines Studiums weismachen wollte, sondern das genaue Gegenteil.


Die Hoffnung über eine sog. „Praxisbörse“ der Kassenärztlichen Vereinigung einen Interessenten zu finden starb zwar zuletzt, aber genau so, wie die Hoffnung über lokale und bundesweite Anzeigen einem angehenden Hausarztkollegen meine Praxis schmackhaft zu machen. Nur professionelle Praxisvermittler überschütteten mich mit Angeboten, weil sie wohl noch eine weitere Karteileiche brauchten, für die sie im Erfolgsfall eine ordentliche Provision kassieren konnten. Das war für mich keine attraktive Alternative. Alle, auch die noch so wohl formulierten und natürlich nur gut gemeinten Vermittlungsangebote landeten in meiner Ablage P.


Für mehr als ein Jahr bot ich meine gut gehende Praxis wie ein leckeres Dessert an, keiner wollte zugreifen. Niemand war bereit, die Investitionskosten und natürlich auch die Verantwortung einer Selbständigkeit mit ungewisser Zukunft zu tragen. So vergingen Woche für Woche, Monat für Monat, Anzeige für Anzeige, bis mein Praxiskollege mir anbot, meine Praxis zu übernehmen und einen oder mehrere Ärzte anzustellen. Interessenten, die als Angestellte arbeiten wollten, gab es genug.


Ich bin meinem Kollegen für seine Entscheidung bis heute überaus dankbar, waren doch damit die Voraussetzungen für alle weiteren Schritte geschaffen: Informationen über Einreiseformalitäten und eine passende Stelle in Neuseeland suchen, Möbel verkaufen oder einlagern, Wohnung kündigen, Freunde und Familie darüber informieren, dass ich mich bald für längere Zeit auf der anderen Seite der Welt aufhalten werde...



Eine unverhoffte Gesellschaft





Nach dem ich die Praxisübergabe geregelt hatte (das dauert von der Vertragsunterzeichnung bis zum tatsächlichen Ausstieg ca. sechs Monate), war es Zeit Abschied zu nehmen. Eine neue, ungewohnte Erfahrung. Nicht der Abschied selbst war neu für mich, sondern die Dimension des Abschiednehmens.


Sich plötzlich von fast allen Dingen zu verabschieden, und zu wissen es bleibt von den eigenen Habseligkeiten nur ein Koffer und drei Kisten übrig, die ich in einem Keller einlagerte, das war schon neu für mich.


Schwieriger als der Abschied von Materiellem war es, den vielen Menschen mitteilen zu müssen „Ich gehe für lange Zeit weit weg und weis nicht, wann ich wiederkomme. Vielleicht in einem, vielleicht aber auch erst in drei oder mehr Jahren.“


Es gab viele Personen, denen ich meine Zukunftspläne mitteilte: Meiner Familie, allen Freunden und Bekannten, den Kollegen benachbarter Praxen sowie Kollegen, denen ich häufig Patienten zur Untersuchung überwiesen hatte. Und natürlich informierte ich auch meine Patienten, von denen mich pro Quartal ca. 800 bis 1200 aufsuchten. Dann gab es noch die Lehrärzte an der MHH, mit denen ich viele Jahre Studenten unterrichtet hatte, Gutachterstellen, für die ich tätig geworden bin, die umliegenden Gesundheitsdienstleister (Apotheker, Physiotherapeuten, Pflegedienste) ...


Ein mindestens genauso großer Aufwand war es, sich schriftlich überall ab- und umzumelden. Da gab es Zeitschriften, Strom-, Wasser- und Gasversorger, denen ich kündigen musste und darüber hinaus noch ca. 80 weitere Adressaten wie z. B. Banken, Versicherungen wie auch Institutionen bzw. Gesellschaften in denen ich Mitglied war.


Und als besondere Aufgabe blieb mir natürlich noch das persönliche Abschiednehmen. Jeder wollte sich noch mal mit mir treffen, was natürlich auch meinem Wunsch entsprach, aber die Vielzahl der „Abschiedstreffen“ war dann doch sehr ungewohnt und zum Teil schwierig zu organisieren und jedes mal hat es mir das Herz zerrissen „Auf Wiedersehen“ sagen zu müssen. Aber, ich wollte es ja so.




Eine große Abschiedsparty wollte ich auf keinen Fall geben. Ich bin kein Partytyp und Großveranstaltungen sind nicht meine Sache.


Um so erstaunter war ich, am Wochenende vor meiner Abreise nach einem Treffen mit meiner Tochter die versammelte Mannschaft von Freunden zu Hause vorzufinden. Meine Freundin hatte alles perfekt organisiert und ich war natürlich erstaunt zu hören, dass meine Tochter mit im Bunde war, mich von zu Hause wegzulotsen, damit in der Zwischenzeit meine Abschiedsparty vorbereitet werden konnte.


Eine tolle Überraschung. Echt gelungen!






Ja, ich habe viel dazu gelernt in letzter Zeit. Wie wichtig gute Freunde und regelmäßige Sozialkontakte sind. Ich werde sie vermissen und hoffe, den Kontakt per Telefon und Skype trotz Zeitverschiebung aufrecht halten zu können. Und hoffentlich werde ich bald neue Kontakte in Neuseeland finden.


Ich habe bei der Umsetzung meiner Auslandspläne bemerkt, wie viele Dinge ich im laufe der Zeit angesammelt habe und dass es manchmal auch gut ist sich von Dingen zu trennen um Platz für Neues zu schaffen, auch im Kopf.


Ich hoffe, meine Familie und Freunde nicht zu sehr mit meinen Aktivitäten belastet zu haben und danke allen für die guten Wünsche und tatkräftige Unterstützung.


Abflug Frankfurt – Singapur: 07.04.2010



Fortsetzung folgt