Meine Erfahrungen mit den Straßen von Neuseeland; einen Tramper und seine Backpacker-Erlebnisse; Geothermale Quellen und Krater, wo angeblich der Teufel wohnt;
Meine Gutgläubigkeit, die auf eine harte Probe gestellt wurde :-)
Fahrt nach Rotorua
Nachdem ich am 17.04. vormittags den „One Tree Hill“ in Auckland besucht hatte, geht es mittags weiter Richtung Rotorua. Die Gegend um Rotorua ist dafür bekannt, dass man vulkanische Aktivitäten in Form von dampfenden Quellen, Geysiren und aus dem Boden emporsteigenden Schwefelwolken mit einem bestechenden Geruch hautnah erleben kann.
Da ich alleine unterwegs bin und mich noch sehr auf den Linksverkehr konzentrieren muss, bin ich froh, vom Navi erzählt zu bekommen, wo es lang geht. Eigentlich bin ich ja ein Fan von Landkarten, weil man damit einfach den besseren Überblick behält und auch sieht, was alles entlang der Strecke bzw. in der näheren Umgebung zu sehen ist. Ich habe mich aber ganz schnell an die vertraute Stimme von TomTom gewöhnt und empfinde das Fahren so doch viel entspannter.
Die Straßenverhältnisse sind mit deutschen Autobahnen nicht im Entferntesten zu vergleichen. Mit solch gerade verlaufenden, großzügig ausgebauten, mehrspurigen Strecken wird man hier nicht verwöhnt.
Die maximale Höchstgeschwindigkeit beträgt in Neuseeland 100 km/h. Aus gutem Grund, denn die Autobahnen (außerhalb Aucklands) sind eher wie Bundesstraßen gebaut, mit sehr vielen Kurven und andauernd geht es bergauf und bergab. Pro Fahrtrichtung gibt es eine Fahrbahn (nichts von wegen durchgehend zwei- oder dreispurig) und von Zeit zu Zeit, z.B. an Strecken wo es bergauf geht, taucht eine Überholstrecke mit zwei Fahrspuren in eine Richtung auf, die aber nach wenigen hundert Metern auch schon wieder endet.
Die Neuseeländer fahren zum Glück sehr entspannt. Rasen oder Drängeln gibt es hier überhaupt nicht. Es ist auch empfehlenswert, sich sehr genau an die Höchstgeschwindigkeit zu halten, weil häufig geblitzt wird. Radarpistolen sind auch sehr beliebt und werden speziell am Ortseingang (50 km/h) und vor Schulen eingesetzt.
Das Gebiet, durch das ich fahre, ist Wunderschön anzusehen, aber beim Fahren muss ich höllisch aufpassen, vor lauter Landschaft ansehen nicht von der Fahrbahn ab zu kommen.
Für die Strecke von Auckland bis Rotorua (ca. 200 km) brauche ich etwa dreieinhalb Stunden. Zwischendurch lege ich zweimal eine Pause ein, weil die Aussicht zum Anhalten einlädt, aber auch, weil das Fahren doch sehr anstrengend ist.
Tramper unterwegs
Etwa eine Stunde vor meinem Ziel sehe ich am Straßenrand einen jungen Tramper stehen. Ich halte an und nehme ihn mit, da er auch nach Rotorua möchte. Nachdem wir uns auf Englisch begrüßt haben und ich ihn frage, wo er denn her sei, erfahre ich, dass er aus Leipzig kommt. Na so ein Zufall. Es sind also doch noch andere Deutsche alleine unterwegs.
Es ist schön, sich mal wieder unterhalten zu können und ich erfahre von seinen Erlebnissen als Tramper. Er war einige Monate auf der Nordinsel unterwegs, speziell an den Stränden wo man gut surfen kann und ist jetzt auf dem Weg Richtung Südinsel, um dort noch einige Monate herumzureisen, bevor sein Studium in Deutschland weiter geht.
Mit dem Trampen in Neuseeland habe er immer gute Erfahrungen gemacht. Häufig musste er nur einer viertel Stunde warten, bis ein Auto anhielt und ihn mitnahm.
Da er besonders kostengünstig reisen wollte, hat er ausschließlich in Backpacker Hotels übernachtet. Eine Nacht kostet dort zwischen 12 und 25 NZ$, je nach Ausstattung und Lage. Vorbestellungen sind immer sinnvoll, gerade in der Sommerzeit sind die Backpacker häufig ausgebucht. Es gibt Einzel- oder Gruppenzimmer, für die Verpflegung kann man die Gemeinschaftsküche benutzen und bekommt so natürlich schnell Kontakt mit anderen Leuten.
Gebucht werden die Backpacker von allen Altersgruppen, also nicht nur von jungen Leuten, die besonders auf’s Geld achten müssen, auch viele „ältere Paare“ seinen ihm unterwegs begegnet. Mit ein bisschen Vorausplanung hat man nach seinen Erzählungen überall ausreichende Möglichkeiten, gut und günstig unter zu kommen und so das Land zu bereisen, ohne viel Geld für Unterkunft und Verpflegung ausgeben zu müssen.
Von der „New Zealand Automobile Association“, kurz AA genannt, wird jedes Jahr ein kostenloses Buch „Accommodation“ herausgegeben, wo alle möglichen Unterkünfte aufgeführt sind (Hotels, Lodges, Motels, Bed & Breckfasts, Farmstays, Self-catering Accomodations, Appartments, Holiday Parks, Camping Grounds, Backpacker Lodges/Hostels). Den Guide erhält man in den Touristeninformationen, vielen Hotels und natürlich in den AA Centres.
Ankunft in Rotorua 17.04.10
Die Fahrt vergeht bei dieser netten Unterhaltung wie im Fluge. Nachdem ich den Tramper in Rotorua an einem Backpacker Hotel abgesetzt habe, fahre ich zu meinem Hotel, welches ich bereits in Auckland im Voraus gebucht hatte.
Beim Aussteigen aus dem Auto ist sofort ein stechender Geruch zu spüren, Schwefel!!!
Na, das kann ja heiter werden.
Es ist schon recht spät am Nachmittag und ich möchte noch vor dem Sonnenuntergang einen Spaziergang zum Rotorua See machen, der eine viertel Stunde Fußweg vom Hotel entfernt liegt. Ich bin einer von wenigen Leute, die zu Fuß unterwegs sind.
Wie ich in den nächsten Wochen feststellen werde, sind die Neuseeländer seltener zu Fuß sondern lieber mit dem Auto unterwegs. Das liegt vielleicht auch daran, dass hier die Orte viel großzügiger gebaut wurden (man hat ja Platz) und die Strecken dadurch natürlich etwas länger werden. Ich lasse mich durch die Größe des Ortes aber nicht davon abbringen, einen Abendspaziergang zu machen und werde mit einem schönen Ausblick auf den See und einem superschönen Sonnenuntergang belohnt...
An den Schwefelgeruch habe ich mich übrigens bald gewöhnt. Es hängt davon ab, wie groß die Luftbewegung ist, ob der Geruch unangenehm wird oder nicht, d.h. dort wo die Luft steht, z.B. in Hauseingängen oder windstillen Ecken, sammelt sich offenbar mehr Schwefel an, der dann natürlich viel stärker wahrnehmbar ist. Alles also eine Frage der Konzentration.
Wai-O-Tapu, Thermal Wonderland 18.04.10
Für heute habe ich einen Besuch des Waiotapu Thermalgebietes geplant, welches zwischen Rotorua und Taupo liegt. Es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet, in dem geothermale Quellen und Krater zu besichtigen sind.
In dem Informationszentrum des „Wai-O-Tapu Thermal Wonderland“ erhält man Broschüren zur Entstehungsgeschichte und den geothermalen Prozessen, die bis heute anhalten und vor Ort besichtigt werden können. Auf dem Besuchergelände hat man ausreichend Gelegenheit, das Gelände zu erkunden und sich alles in Ruhe anzusehen. Mehrere Wege führen an unterschiedlichen Kratern vorbei, die alle mit besonderen Namen versehen wurden: Devil’s Home, Opal Pool, The Champagne Pool ...
Man läuft durch ein sehr abwechslungsreiches Gelände und sieht ein Naturschauspiel nach dem Nächsten. Dampfende Quellen, blubbernde Schlammlöcher, überall zischt und qualmt es aus dem Boden heraus. So ganz geheuer ist mir nicht bei dem Gedanken, dass direkt unter mir Vulkanaktivität am arbeiten ist.
Ich habe mich mit vielen Pausen zum Staunen und Landschaft genießen, etwa drei Stunden dort aufgehalten und habe natürlich wieder viele Fotos gemacht.
Für mehr Informationen empfehle ich:
www.waiotapu.co.nz
Im Informationszentrum erzählt mir der freundliche Kartenverkäufer, dass ganz in der Nähe ein Geysir jeden Morgen pünktlich um 10.15 Uhr ausbrechen würde. Wenn ich den Geysir besichtigen möchte, hätte ich mit dem heute gekauften Ticket auch hierfür freien Eintritt.
Er rät mir, morgen früh spätestens kurz nach 9.00 Uhr in Rotorua loszufahren, dann würde ich es sicher pünktlich schaffen, wenn der Geysir losgeht.
Na da bin ich mal gespannt, was mich morgen erwartet. Der Besuch des Geysir morgen früh passt mir auch deshalb ganz gut, weil ich für morgen geplant habe, nach Palmerston North zu fahren und der Geysir quasi auf dem Weg liegt.
Abfahrt Richtung Palmerston North, morgens Geysir-Show 19.04.10
Bin heute Morgen tatsächlich um 9.00 Uhr losgekommen, damit ich pünktlich da bin, wenn der Geysir mit seiner Aktivität beginnt. Ich hab mir zwar überlegt, warum der Geysir mit so einer Regelmäßigkeit aktiv sein sollte, aber man hat ja schon viel gehört.
Warum soll es nicht auch einen regelmäßig arbeitenden Geysir geben.
Es gibt ja auch Leute, die jeden morgen regelmäßig zur Arbeit gehen :-)
Die haben voll gelogen!!!
Der Geysir bricht überhaupt nicht um 10.15 Uhr aus und ich bin auch noch darauf reingefallen!
Die Vorführung beginnt pünktlich um 10.15 Uhr. Ein Mann tritt neben den Geysir, erzählt eine schöne Geschichte darüber, wie es hier vor 100 Jahren aussah und dass in dieser Gegend Strafgefangene eingesetzt wurden, um die Gegend von all dem "Unrat" wie Büschen und Sträuchern sowie Bäumen zu befreien. Und in den heißen Quellen hätten die Strafgefangenen ihre Wäsche gewaschen. Dabei sei Seife in das Wasser gefallen und plötzlich sei eine Fontäne hochgeschossen, mit der Wäsche natürlich.
Heute würde man nicht mehr Seife, sondern ein umweltverträgliches Mittel benutzen, das wie Seife wirkt, d.h. die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzt und damit eine Kettenreaktion in Gang setzt. Das Wasser tief im Boden verliert durch den hineingeworfenen Zusatz an Spannung, fängt an zu schäumen und schießt empor. Je nach Wasserstand kann es bis zu eine Stunde lang dauern, bis die Aktivität nachlässt und der Geysir aufhört zu sprudeln.
Sehr spektakulär, aber gelogen, von wegen startet jeden Tag um 10.15 Uhr von selbst.
Nix da, die Aktion wird ausgelöst oder in Gang gesetzt. Hätte mich im Nachhinein auch nicht gewundert, wenn sie einen Wasserhahn aufgedreht hätten :-))
War aber trotzdem sehr imposant. Und tolle Fotos konnte ich auch machen, vor allem, nachdem all die ungeduldigen Leute schon gegangen waren, weil sie wahrscheinlich etwas Wichtigeres vor hatten. So nach ca. einer viertel bis halben Stunde war die Besuchertribüne fast leer, da kam die Sonne heraus. Vorher war's sehr bewölkt und die richtig schönen Fotos sind natürlich die mit Sonne.
Die anschließende Fahrt nach Palmerston North kam mir unendlich lange vor, obwohl sie nur ca. 3,5 Stunden dauerte. Die Highways sind, wie gesagt hier nicht so schön gerade wie unsere Autobahnen und der Straßenbelag ist total uneben. Man fährt ständig in Kurven, bergauf und bergab, so wie die Vulkanhügel gelegen sind. Das ist richtige Arbeit mit Straßenkontakt vom feinsten.
Zum Glück waren die Straßen völlig leer. Streckenweise hatte ich den Eindruck, der Einzige unterwegs zu sein. Mit sooo schönen Aussichten auf eine zauberhafte Landschaft.
Es ist einfach unglaublich. Ich fahre stundenlang am Lake Taupo entlang, ein sagenhafter Blick. Ich muss mehrmals anhalten um den Ausblick in Fotos festzuhalten.
Dann geht die Fahrt weiter durch ein wüstenähnliches Gebiet, ziemlich hoch gelegen, wie ich den Hinweisschildern entnehmen kann, die vor Eisglätte warnen.
Ankunft in Palmerston North 19.04.10
Am frühen Nachmittag komme ich in Palmerston North an und bin mal wieder froh, dass alles so gut geklappt hat.
In „Palmy“, wie die Stadt hier auch genannt wird, leben ca. 75.000 Einwohner . Eine der wichtigsten Einrichtungen ist die „Massey Universität“, das ist die größte Uni Neuseelands. Bei der Fahrt durch die Stadt scheint alles riesige Ausmaße zu haben. Hier gibt es im Vergleich zu den eng bebauten Städten in Europa, sehr viel Platz um großzügig zu bauen.
In den nächsten Tagen werde ich mich nach einer Unterkunft für die kommende Zeit umschauen. Levin, der Ort in dem ich längere Zeit leben und arbeiten möchte, ist von hier aus nur ca. eine dreiviertel Stunde entfernt. Bis zum Freitag, den 23.04. habe ich mein Hotelzimmer in Palmerston North gebucht. Das gibt mir genügend Zeit für die Wohnungssuche in Levin.
Zu diesem Zeitpunkt weis ich aber noch nicht, dass schon ganz viel für mich vorbereitet wurde...